Dreimal ein letzter Tanz (German Edition) by Svea Lundberg

Dreimal ein letzter Tanz (German Edition) by Svea Lundberg

Autor:Svea Lundberg [Lundberg, Svea]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Dreimal ein letzter Tanz
veröffentlicht: 2017-09-14T22:00:00+00:00


II.

»Und du bist dir sicher, dass das hier der richtige Weg für dich ist?« Vadims Mutter sieht ihren Sohn zweifelnd an, sein Vater wirft mir einen entschuldigenden Blick zu, den ich lächelnd erwidere. Ich nehme Aneschka ihre Frage nicht übel, auch wenn man in ihr einen kleinen Seitenhieb auf mich, meinen Job und den Familienbetrieb heraushören könnte. Zum Glück sind meine Eltern nicht da - verreist nach Italien - denn sie würden die Worte sicher persönlich nehmen. Ich jedoch tue es nicht. Aneschka macht sich nur Sorgen um ihren einzigen Sohn und ich muss mir eingestehen, dass ich selbst nicht überzeugt war, als Vadim mir mitteilte nach dem Ende seiner Profitänzerkarriere als Kellner in unserer Pizzeria einsteigen zu wollen.

»Ganz sicher«, verkündet er und wischt mit seiner festen Stimme die letzten Bedenken fort. Zumindest die meinen. Aneschka sieht weniger überzeugt aus, doch sie sagt nichts mehr. Stattdessen stoßen wir alle gemeinsam mit einem kräftigen Barolo auf den gelungen letzten Auftritt an. Aneschka wendet sich Tatjana zu und beginnt irgendein Frauengespräch, während mein Bruder Vadims Vater in irgendeine Debatte über Spirituosen verwickelt. Es ist aussichtslos, wenn Italiener mit Russen die Frage nach ›Wein oder Vodka‹ diskutieren, aber mir soll es recht sein. So habe ich Zeit, Vadim unbemerkt von den anderen in die Küche der Pizzeria zu entführen.

Die schlichte Schwingtür klappt hinter uns zu und wir sind eingehüllt in den Duft von frischem Basilikum, Tomaten und gebratenem Thunfisch. Der Fischgeruch lässt Vadim die Nase krausziehen, was ich sofort als Anlass nehme, ihn zu küssen.

»Daran wirst du dich gewöhnen müssen«, nuschle ich an seinen Lippen, höre noch sein »niemals«, ehe er den Kuss vertieft und sich unsere Zungen sanft umspielen.

»Danke«, wispert Vadim schließlich und schaut mich unter seinen dichten Wimpern hindurch zerknirscht an.

»Wofür?«

»Für dein Verständnis«, entgegnete er leise und seufzt. Ich weiß sofort, wovon er spricht und bin beinahe erleichtert, dass er das Thema nicht einfach so unter den Tisch fallen lässt. »Dafür, dass du nie etwas gesagt hast«, fährt er fort und ergreift meine Hände. »Ich hätte ehrlich nicht gewusst, was ich darauf antworten sollte, hättest du mich gefragt, was das zwischen mir und Tatjana ist.« Er stockt einen Moment, seine Stimme wird hastig. »Es ist nicht ... Was?« Verwundert sieht er mich an, als ich in schallendes Gelächter ausbreche.

»Nicht das, wonach es aussieht?«, beendet ich glucksend seinen Satz.

»Ja«, stößt er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und muss dann selbst grinsen. »Ich weiß nicht, wie ...«

Ich verschließe seine Lippen mit einem Kuss, stürmischer dieses Mal. Sein schlanker, fester Körper nahe an meinem beschwört ein Kribbeln herauf. Immer noch. Nach all den Jahren.

»Ich liebe dich«, flüstere ich gegen seine Lippen, kann plötzlich nicht aufhören ihn zu küssen. Immer wieder.

»Ich ... dich ... auch ...«, bringt er zwischen unseren Lippenbekundungen hervor. Wir lachen. Leise, aber befreit. Ich weiß, dass er es vermissen wird, mit ihr zu tanzen. Aber ich weiß auch, dass er sich auf den Neuanfang hier in der Pizzeria freut.

Eigentlich wollte ich bis zum späten Abend warten, wenn wir alleine sind. Wirklich alleine, in unserer Wohnung.



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